Tante Inge ist weg

Wie heißt es so schön in einem Roman von Dora Heldt „Tante Inge, haut ab“. Was haben wir herzlich über das Hörspiel im Auto gelacht, während unserer Urlaubsfahrt vor ein paar Jahren. Geboren 1929 hast Du viel in Deinem Leben durchgemacht, was ich im Einzelnen nicht aufführen möchte. Allein die Geschichten, die Du mir die letzten 10 Jahre erzählt hast könnte man mehrere Bücher füllen. Da war herzlich, humorvolle Geschichten zum Lachen, aber auch sehr ernste aus den Zeiten des Krieges und danach. Einzig und allein die Gesundheit spielte Dir ein arges Spiel und war ein ständiger Kampf. Erst eine Krebserkrankung, die Du mit allen Höhen und Tiefen gemeistert hast, aber im Alter kam die Osteoporose und Makuladegenration, wobei das Augenlicht noch knapp 4% betrug. All das störte Dich nicht, das Leben zu begrüßen und zu genießen.

Nur eine kleine von vielen Geschichten.

Zu unseren vielen positiven Erlebnissen kamen somit auch viel ambulante Behandlungen im Krankenhaus, wobei wir uns da in der UKSH in Lübeck in den Kellerräumen voll verlaufen haben. „Wir müssten eigentlich gleich in Lübeck sein solange sind wir hier in dem unterirdischen Bunker schon unterwegs“, gab sie so nach 20-minütigem Spaziergang in den Kellergeschossen der Uni von sich. Wir trafen dann auf einen Arzt der uns zeigte zu welcher „Kreuzung“ wir zurück mussten, um in die richtige Richtung zu kommen. Sie meinte aber nur zu ihm „Herr Doktor schauen sie sich doch die Akte an“, welche wir ja mitnehmen sollten,“ Sie sind doch Arzt. Nun machen Sie ihren Kringel drunter dann kann ich endlich was Essen, Trinken und vor allen Dingen nach Hause.“ Der eigentliche Witz war, dass wir genau den Arzt tatsächlich eine Stunde später zur Begutachtung hatten. Ihr Kommentar dazu. „Das hätten wir auch schon viel Früher erledigen können. Erklären sie das alles meinem Neffen, da mein Magen so laut knurrt, dass ich es sowieso nicht hören kann.“

Sie begleitete uns auf den Urlaubsfahrten und Ausflügen ins Umland. Durch die Toskana und den Dolomiten war am Fuße des Stromboli und ließ sich das Schauspiel erklären, denn sehen konnte sie die Eruptionen nicht. Lauschte der Musik im Theater von Verona und Taormina. Von all den Reisen und ihren früheren, zerrte sie in ihren letzten Tagen im Senator Seniorenzentrum in Travemünde, in dem sie  genau vor einem Jahr, 4 Tage vor ihrem 84 Geburtstag verstarb. Danke Tantchen, das Du da warst. Denn sterben tut ein Mensch erst dann, wenn man nicht mehr über ihn spricht.

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