Schon wieder ein Jahr

Wenn ich so in meinen Kalender schaue, stelle ich fest, es ist schon wieder ein Jahr vorbei Tantchen, genauer gesagt sind es jetzt schon zwei Jahre her. Das kann doch nicht sein, ich habe Dir doch gerade Tschüss gesagt. Schlaf gut bis morgen und bin frohen Mutes gegangen, um Dich am nächsten Tag wieder zu sehen. Gut diese heimtückische Krankheit hatte Dich arg im Griff und irgendwann wussten wir, wird sie siegen. Aber bitte, doch noch in weiter Zukunft. Nein, es sollte damals anders kommen und Du hast uns für immer verlassen. Still und leise hast Du Dich auf deine unendliche Reise gemacht, um all die wieder zu sehen, die schon lange vor Dir diesen Weg gegangen sind, wie Du uns immer gesagt hast. Du hast mich 53 Jahre meines Lebens begleitet, wir hatten Streit, waren anderer Meinung und diskutierten oft lang miteinander. Aber eins hatten wir unendlich viel mehr, nämlich unheimlich viel Spaß. Gerade in den letzten 10 Jahren deines bewegten Lebens, haben wir eine Menge erlebt auf unseren Ausflügen und Reisen. Nie hatten wir das Gefühl, das Dich deine Wissbegierigkeit verlassen hatte und auch die oft spitze Zunge und der dazugehörige Humor ist uns immer noch allgegenwertig. Deine Frage „Erzähl mir, was Du da siehst“ höre ich immer noch, denn durch diese blöde Makuladegeneration war Deine Sehkraft auf 4-6 % begrenzt. Die Altersdemenz die Dich die letzten zwei Jahre Deines Lebens befallen hatte, machte Dir den Alltag nicht gerade leicht. Doch was vor zig Jahren passiert ist war Dir allgegenwärtig, nur das heute war oft sehr schwierig geworden. Trotzdem auch das waren interessante Gespräche. Aber eins und das ist gewiss, gestorben ist man erst dann, wenn niemand mehr über einen spricht.

[envira-gallery id=“4110″]

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert