Theater, Theater der Vorhang geht auf begann ein Songtext von Katja Ebstein und auch mein nächster Beitrag hat indirekt etwas mit dem Theater zu tun. Vor ein paar Wochen durfte ich in der „Burg“ der Schlaraffia Lubeca fotografieren. Was haben jetzt die Schlaraffen nun mit dem Theater zu tun? Dazu ein kleiner Auszug über die Schlaraffen aus der Internetpräsenz der Lubeca zur Information.
„WER HAT WANN, WO UND WARUM SCHLARAFFIA GEGRÜNDET?
Es waren deutsche Künstler. Mitte des 19. Jahrhunderts machten sie in Prag das „KöniglichDeutsche Landestheater“ zu einer der renommiertesten Bühnen; privat verkehrte man in der etwas hochgestochenen Künstlervereinigung „Arcadia“. Als dort das böse Wort vom„Proletarier“ fiel, weil ein Ensemblemitglied aufgenommen werden sollte, trat der Intendant aus und gründete spöttisch den „Proletarier-Club“. Daraus ging kurze Zeit später – am 10. Oktober 1859 – Schlaraffia hervor. Es war die Zeit nach Metternich, der k. u. k. Monarchie und der deutschen Kleinstaaterei. Der Spott auf die Arcadia wuchs sich aus zum Spott auf die herrschenden gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse. Eine Persiflage in der Form eines Ritterspiels, bei dem man höfisches Zeremoniell gespreizt und übertrieben nachäffte.
WIRD DAS RITTERSPIEL AUCH HEUTE GESPIELT?
Seine Regeln gelten unverändert, weil es – übertragen auf moderne Verhältnisse – seine Berechtigung nicht verloren hat. Und vor allem: weil sich Schlaraffen nicht allzu ernst nehmen. Das Ehrenspalier, das Sie gerade durchschritten haben, wurde also von nicht ernstgemeinten und mit Holzschwertern bewaffneten Rittern gebildet, die keine Mäntel sondern „Rüstungen“ trugen, und natürlich auch keine Kappen, sondern „Ritterhelme“. Und wenn Sie etwas genauer hingesehen hätten, wären Ihnen vielleicht augenzwinkernd der Direktor Ihrer Sparkasse, Ihr Apotheker, der Oberstudienrat Ihres Sohnes und der Installateur aufgefallen, der letzte Woche Ihre Heizung repariert hat. Manchmal liest sich die Liste der Schlaraffen wie ein „Who is Who“ der Stadt, in der sie sich treffen.
WARUM IST HUMOR SO WICHTIG?
Damit es mehr als zehntausend Schlaraffen in aller Welt miteinander aushalten. Über sich selbst lachen zu können, ist ein Geschenk, auch ein Zeichen von Weisheit. Wem es nicht in die Wiege gelegt wurde, muss sich diese kostbare Fähigkeit erarbeiten. Grund genug, weshalb Schlaraffen beim Humor keinen Spaß kennen.
GIBT ES AUCH ANDERSWO SCHLARAFFEN, NICHT NUR IN LÜBECK?
In insgesamt 261 Städten auf vier Kontinenten. Die Gruppen nennen sich „Reyche“, die sich in ihren „Burgen“ (mit dem oben beschriebenen Rittersaal) zum „Sippen“, also zu ihrem fröhlichen, ungezwungenen Spiel treffen. Die Sprache ist in allen Ländern Deutsch. In Lübeck spielen Schlaraffen regelmäßig schon seit 131 Jahren.
WAS TUN SCHLARAFFEN, WENN SIE „SIPPEN“?
Sie tragen ihre meist selbst verfassten Arbeiten vor, musizieren, führen ganze Theaterstücke nach eigenen Texten auf. Und sie warten, nein, sie lauern darauf, dass mancher einen Geistesblitz in die Menge schleudert, ein provozierendes Bonmot, oder einfach nur ein freches Narrenwort. Der Ball wird lustvoll aufgenommen und mit Witz weitergespielt, bis sich unter Gelächter das Thema erschöpft und der nächste Funke überspringt. Einer erhob deshalb Schlaraffia zum „Schlaraffenland des Geistes“, was ein anderer mit lockerem Mundwerk sofort als „Kindergarten für Opas“ interpretierte.
WELCHE ROLLE SPIELEN DIE FRAUEN?
Keine – und gerade deshalb eine der wichtigsten: Schlaraffia ist ein reiner Männerbund, Ehefrauen oder Freundinnen (schlaraffisch: Burgfrauen und Burgwonnen!) dürfen höchstens zweimal pro Winterung an besonderen Sippungen teilnehmen. Aber: Welcher Schlaraffe könnte auf Dauer seine Freizeit dem Spiel opfern, wenn seine Frau dafür kein Verständnis hätte. Jeden Freitag (in der Winterung) treffen sich die Lübecker Ritter in der „Sonnenburg“, der Burg ihres Reyches „Lubeca“. Die Hamburger und Kieler tun es jeweils am Montag, die Lüneburger dienstags, Schwerin Mittwoch, Flensburg am Donnerstag – um nur einige Reyche im Norden zu nennen. Und in jedem Reych wird jeder Schlaraffe auf das Herzlichste willkommen geheißen (siehe Ehrenspalier); er wäre also – wenn er wollte – außer am Wochenende an keinem Abend zuhause. Da müssen Frauen viel Geduld aufbringen . . .
WAS IST EINE „WINTERUNG“?
Vielleicht die klügste Entscheidung der Prager Gründer: Schlaraffen treffen sich nur an siebenMonaten im Jahr, in der „Winterung“ von Anfang Oktober bis Ende April. An den übrigen fünf, der „Sommerung“, bleiben die Burgen geschlossen, gehört also Papi der Familie. Zeit genug, damit sich Unmutsfalten auf Frauenstirnen wieder glätten können. Nun verabredet man sich zwanglos zum Abendessen, zu Ausflügen, zu irgendwelchen Events; dann aber sind immer auch die Frauen dabei und stehen gebührend im Mittelpunkt.
LUST MAL DABEI ZU SEIN ?
Diese Frage müssen Sie nun selbst beantworten. Um es Ihnen leichter zu machen, hierAnschrift und Telefon von einem Mitgliedern und die Internetadresse des Lübecker Reyches: Bernd Wachsen, Burgkoppel 30A, 23566 Lübeck, Tel.: 0451 / 604260
© Schlaraffia“
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